So kam es zur Partnerschaft
Herr Mundorff, warum wurde Foggia als Partnerin auserkoren?
Martin Mundorff: Die Frage müssen wir anders stellen: Warum wurde Göppingen als Partnerin von Foggia auserkoren? Ganz einfach: was lag näher als die glanzvolle Staufer-Residenz Foggia mit dem Ort zu verbinden, wo die staufische Erfolgsgeschichte ihren Ausgangspunkt nahm? Also mit der Stadt Göppingen, auf deren Gemarkung die namensgebende Burg Hohenstaufen stand. Von diesen Bauten sind sowohl in Göppingen als auch in Foggia nur noch kleine Reste zu sehen.
Das (Liebes-) Werben der Stadt Foggia um Göppingen hatte durchaus Raffinesse. Nach dem Motto „Drum prüfe, wer sich bindet“ unternahm im Jahr 1971 eine Delegation der Göppinger Stadtverwaltung einen unverbindlichen Informationsbesuch in Foggia. Die Delegation kehrte von der Reise aus Süditalien mit dem Bemerken zurück, dass die Ehe per Unterschrift bereits vollzogen sei und der Gemeinderat dies doch bitte bestätigen möchte.
Welche Ziele hat die Partnerschaft mit Foggia?
Martin Mundorff: Zentrales Anliegen ist die Begegnung zwischen den Menschen. Damit verbunden ist es, das Verständnis für die andere Seite und deren Kultur zu wecken. Es ist schön, dass über die Jahre hinweg zahlreiche völkerverbindende Freundschaften entstanden sind. Diese Zeichen des friedlichen und respektvollen Umgangs miteinander halte ich für sehr wichtig. Gerade wenn ich aktuell an den Krieg in der Ukraine denke.
Der Arbeitskreis Foggia
Welche Aufgaben hat der Arbeitskreis Foggia?
Martin Mundorff: Ich sehe den Arbeitskreis Foggia als Netzwerk, das an diesem Ziel mitwirkt. Die Aufgaben sind vielfältig. Natürlich gehört dazu auch die Betreuung von Gästen aus Foggia, z. B. beim Maientag.
Übrigens, genauso vielfältig ist die Zusammensetzung der Mitglieder im Arbeitskreis. Einige aus dem Kreis kommen aus dem Umfeld der Schüleraustausche. Dann gibt es einige unter uns, die Bindeglieder ins kommunalpolitische Geschehen in die Schulen und die Vereine sind. Ich freue mich darüber, dass unserem Arbeitskreis auch einige italienische Muttersprachlerinnen und -sprachler angehören.
Welche Projekte konnten bisher im Rahmen dieser Städtepartnerschaft erfolgreich umgesetzt werden?
Martin Mundorff: Unsere Städtepartnerschaft besteht seit über 50 Jahren. Die Liste der erfolgreichen Projekte ist sehr lang. Nur um einige Beispiele zu nennen:
- Schüleraustausche und Schulprojekte. Hervorzuheben sind dabei die Schulleitungen des Freihofgymnasiums unter Dr. Helmut Dees und seinen Nachfolgern mit ihrer Lehrerschaft und des Berufsschulzentrums Öde unter den Rektoren Werner Stepanek und Dietbert Walther mit ihrer Lehrerschaft, ebenso meine Vorgängerin Dagmar Falconieri. Musik und Sport bilden die Schwerpunkte bei den Schulprojekten.
- Für den internationalen alljährlichen Sommerkurs für deutsche Sprache an der Universität Tübingen gewährt die Stadt Göppingen ein Stipendium für Studierende aus Foggia auf Vorschlag unseres Partnervereins ACIT (Associazione Culturale Italo-Tedesca ) Grimm Foggia.
- Neben Chorbegegnungen im Bereich Musik stehen die sportlich ambitionierten Begegnungen der Schützenvereine im Blickpunkt.
- Eine Reihe von Veranstaltungen im Bereich von Musik und Literatur.
- Durchführung von Praktika.
- Veranstaltung von Bürgerreisen nach Süditalien.
- Erstmals in diesem Jahr umgesetzt: Die Verleihung von Schülerpreisen durch die Stadt Göppingen für hervorragende Leistungen im Schulfach Italienisch.
Wie die Partnerschaft mit Leben gefüllt wird
Wie wir die Partnerschaft gelebt?
Martin Mundorff: Seitens der Stadtverwaltungen über gegenseitige Delegationsbesuche. Der Austausch über Onlineformate hat seit dem Dienstantritt von Oberbürgermeister Alex Maier erheblich an Bedeutung gewonnen. Ob beim Austausch zwischen Vereinsmitgliedern oder auf anderer Ebene: der direkte Kontakt über Mails und sonstige digitale Formate hat seit der Corona-Krise stark zugenommen. Ich nenne auch Privatbesuche in Apulien, bei denen der Arbeitskreis bei Bedarf mit Vermittlung persönlicher Kontakte und anderen Hilfestellungen unterstützt.
Auf Foggianer Seite hatten wir lange Zeit in dem Schullehrer Prof. Leopoldo Bibbò gewissermaßen einen Motor in Sachen Städtepartnerschaft. Heutzutage nimmt das Netzwerk des ACIT Grimm mit seiner Vorsitzenden Myrtha de Meo-Ehlert dies wahr.
Wie häufig finden Veranstaltungen, Projekte und ähnliches im Jahr statt?
Martin Mundorff: Durch die Corona-Pandemie und die anhaltende politische Krise in der Foggianer Stadtverwaltung hat vieles gelitten. Ich bin optimistisch, dass sich die politische Lage nach den Kommunalwahlen, die in wenigen Wochen stattfinden, in Foggia wieder stabilisiert. Damit verbinde ich die Hoffnung, dass Delegationsbesuche und andere Formen von Veranstaltungen im gewohnten Rahmen wieder stattfinden werden.
Welche Sehenswürdigkeiten und Attraktionen schätzen Besucherinnen und Besucher aus Foggia an Göppingen besonders?
Es sind die üblichen Veranstaltungslokale und natürlich der Berg Hohenstaufen! Und eines schätzen die Gäste aus Foggia ganz besonders: die Laugenbrezeln!
Was ist das Besondere an der Städtepartnerschaft mit Foggia?
Martin Mundorff: Die große Herzlichkeit und Gastfreundschaft bei der Begegnung mit den Freundinnen und Freunden in Foggia. Für mich, der beruflich im historischen Fach unterwegs ist, kommt natürlich der Blick auf unsere gemeinsame Geschichte mit den Staufern dazu. Ein starkes Symbol ist für mich in diesem Zusammenhang die unmittelbare Nachbarschaft Foggias zum Castel del Monte, das zum UNESCO-Welterbe zählt.
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Es lag vor allem an einer Person, dass es zur Städtepartnerschaft zwischen Göppingen und der süditalienischen Stadt Foggia kam. Denn den Anstoß dazu gab der Mittelalterhistoriker und Spezialist für das staufische Süditalien, Prof. Dr. Carl Arnold Willemsen. Insbesondere hat dieser sich mit der Architektur im Umfeld des Kaisers Friedrichs II. beschäftigt.
In Foggia stand der Palast des Stauferkaisers und Barbarossa-Enkels Friedrich II. Mit seiner Person verbinden sich völkerverbindende Glanzpunkte der staufischen Herrschaft in Europa und im Nahen Osten.
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Sprecher des Arbeitskreises Foggia
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