Holz statt Plastik
Mikroplastik in den Meeren, die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen, schädliche Rückstände in Lebensmitteln und Kosmetika – die Liste der Negativmeldungen ist lang. Hinzu kommen die Folgen der Klimaerwärmung durch zu hohen Kohlendioxid-Ausstoß. Dies alles erfordert ein Umdenken in Politik, Wirtschaft und nicht zuletzt bei den Verbrauchern. Gefragt sind neue Technologien und Produkte, die nachhaltig und wirtschaftlich sind. Das Stichwort lautet „Bioökonomie“.
Technikum Laubholz
Für die Umsetzung innovativer Ideen und Anwendungen wurde das Technikum Laubholz auf Initiative des Landes Baden-Württemberg gegründet. Seit Anfang 2023 hat es seinen Sitz in Göppingen auf dem Schuler-Gelände in der Bahnhofstraße. Geschäftsführer ist Dr. Tobias Wolfinger.
Foto: Technikum Laubholz
Technikum Laubholz: Spitzenforschung bis zur Marktreife
Seit seiner Gründung treibt das TLH innovative Lösungen im Bereich der Holzverwendung voran. Und es ist erstaunlich, wie vielseitig dieser nachwachsende Rohstoff eingesetzt werden kann. Geforscht wird auf mehreren Ebenen, wie etwa im Bereich der Biotechnologie. „Dank biologischer Prozesse können aus Holzmolekülen Biotenside und Nanocellulose hergestellt werden, die in Waschmitteln, Kosmetika oder der Nahrungsmittel-Industrie zum Einsatz kommen“, sagt Dr. Tobias Wolfinger.
Technikum Laubholz: Abendrobe aus Holzfasern
Ein weiterer Forschungsschwerpunkt ist die Fasertechnologie. Gerade die Textilindustrie zählt zu den umweltschädlichsten Branchen weltweit. „Textilfasern aus Laubholz sind in der Herstellung umweltfreundlich, atmungsaktiv, hautverträglich und bieten eine Vielzahl gestalterischer Möglichkeiten“, heißt es beim TLH. Dort ist man eine Kooperation mit Hochschulen und Modeschaffenden eingegangen und präsentierte die eindrucksvollen Ergebnisse 2024 bei der Fashion Week in Berlin.
Foto: Technikum Laubholz
Technikum Laubholz: Hightech-Standort Göppingen
Aber auch Carbonfasern, die im Leichtbau zum Einsatz kommen, können aus Holz gewonnen werden. Am Standort Göppingen hat das TLH in diesem Jahr eine hochautomatisierte Pilotanlage zur Herstellung von Carbonfasern aus Buchenholz in Betrieb genommen, die laut TLH die weltweit größte ihrer Art ist. Anwendung findet die Carbonfaser beispielsweise im Flugzeug- oder Karosseriebau.
Technikum Laubholz: Holzfasern bekannt machen
Neben der Forschung geht es nun auch darum, die Holzfaser-Technologien bekannt und wirtschaftlich zu machen. Erste Start-Up-Unternehmen sind bereits gegründet, weitere Unternehmen und neue Geschäftsmodelle sollen folgen. „Wichtige Voraussetzungen für die Transformation zur Bioökonomie wären jetzt eine schlanke Bürokratie und eine Plattform aus Start-Ups, Banken und Investoren“, so Dr. Tobias Wolfinger.
Sorgenkind Wald
Bei allen Fortschritten und Innovationen in Sachen Holz gibt es aber auch eine Kehrseite der Medaille. Dem Wald geht es schlecht und von den rund 1,4 Millionen Hektar Waldflächen in Baden-Württemberg sind etwa 40 Prozent geschädigt. Betroffen sind vor allem die Nadelwaldbestände, die dem Klimawandel kaum standhalten. Will man jedoch Holz als Rohstoff nutzen, braucht es Diversität und Vielfalt in den Wäldern. „Es geht um eine nachhaltige Bewirtschaftung mit klimatoleranten Laubbaumarten, damit Holz wertschöpfend verwendet werden kann“, so Wolfinger.
Weitere Informationen zum Technikum Laubholz gibt es unter www.technikumlaubholz.de
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