Göppinger Handwerk überzeugt ganz Europa
Gute Nachrichten aus dem Baugewerbe sucht man in der Presse oft vergebens. Wenn man genau hinschaut, gibt es sie aber sehr wohl. So haben im September vier junge Handwerker aus dem Südwesten bei den Europameisterschaften der Berufe „EuroSkills“ im Bereich Baugewerbe Medaillen geradezu „abgeräumt“. Gleich zwei Silbermedaillen gingen in den Kreis Göppingen. Nils Kugler aus Unterböhringen überzeugte in der Disziplin Stuckateur, Robin Liebler aus Bad Boll in der Disziplin Fliesenleger. Der Wettbewerb fand in Danzig statt.
„Zwei Medaillen für den Kreis Göppingen – das ist wirklich bemerkenswert – vor allem wenn man bedenkt, dass zur deutschen Nationalmannschaft bei den EuroSkills nur 30 Handwerkerinnen und Handwerker zählen“, bemerkt Cindy Berend, Bereichsleiterin für gewerbliches Geschäft bei der Kreissparkasse Göppingen. Beide Gewinner arbeiten im eigenen Familienbetrieb und werden dort von der Kreissparkasse betreut. Nils Kugler ist Junior bei Zanker & Gölz, Göppingen, Robin Liebler bei Liebler Fliesen und Natursteine, Bad-Boll.
Unsere Handwerker gewinnen die anspruchsvolle Jury für sich
Bei den EuroSkills nahmen im September insgesamt 576 Fachkräfte aus 32 Nationen in 43 Disziplinen teil. Die jungen Profis bekamen anspruchsvolle Aufgaben, die in drei Tagen zu bewältigen waren. „Das war ziemlich eng bemessen“, erläutert Robin Liebler. „Die Zeit einzuhalten ist bei der Bewertung am wichtigsten“. Der 21-Jährige hatte beim Wettbewerb unter anderem die Aufgabe, einen Storch aus Fliesen zu setzen. Jedes Element war exakt definiert. Die Jury prüft Maße, Lote, Fluchten, Gefälle auf den Millimeter genau. Kurz vor Schluss blieb Robin Liebler dann mit dem Fuß an einem Absatz hängen. Buchstäblich in letzter Sekunde reparierte er den Schaden. Ein leichter Zementschleier blieb – die Silbermedaille hätte also auch golden sein können.
Kreativität trifft handwerkliche Maßarbeit
So etwas kann natürlich auch beim Arbeiten mit Putz und Gips leicht passieren. Doch bei Nils Kugler verlief alles nach Plan. Der 23-Jährige gestaltete ein kleines Haus aus Gipskarton mit runder Wand, Spitzfenster und Akustikplatte. Als Freestyle-Element formte er einen dreidimensionalen Schriftzug und eine Brücke – immer beobachtet von den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern aus ganz Europa, die bei den EuroSkills regelmäßig dabei sind.
Um den hohen Anforderungen gerecht zu werden, haben beide Talente schon in den Monaten zuvor in ihren Nationalmannschaften hart trainiert. Nur eine Person darf pro Disziplin zum Wettbewerb. So ist schon die Teilnahme allein eine Auszeichnung.
Handwerkstradition aus dem Familienunternehmen
Die Begeisterung fürs Handwerk begann bei beiden Talenten bereits in der Kindheit. Nils Kugler bewunderte schon als Grundschüler die akkurate Arbeit seines Großvaters. „Bei ihm habe ich Schaffen gelernt“, bemerkt er. Für seine Ausbildung ging er dann etwas weiter weg: Einen guten Teil der Praktika und der Lehre hat er im Bregenzer Wald absolviert.
Robin Liebler hat bereits als Kind beim Fliesensägen geholfen. Dass er eines Tages in den elterlichen Betrieb einsteigt, war für ihn selbstverständlich. „Der Beruf Fliesenleger ist sehr abwechslungsreich. Wir machen alles vom Estrich bis zum Verlegen von Natursteinen, Mosaiken oder auch Großfliesen, die Maße von 1,20 auf 2,60 m haben“. Die Begeisterung für seine Arbeit ist deutlich spürbar.
Auch Nils Kugler ist mit seinem Beruf rundum glücklich. „Es gibt viel zu tun – nicht zuletzt auch in der Sanierung. Als Stuckateur arbeite ich auch in der Wärmedämmung und bringe somit einen Beitrag zum Klimaschutz“, erklärt er.
Handwerkliches Können zahlt sich auch beim Hobby aus
Irgendwann legen aber auch die beiden jungen Männer das Werkzeug beiseite. Nils Kugler treibt in seiner Freizeit viel Sport. Robin Liebler kümmert sich „nebenbei“ um 25 Bienenvölker. Einen Vorteil hat der junge Hobbyimker dabei: Das recht „spritzige“ Honigschleudern geht bei ihm ohne allzu großen Reinigungsaufwand vonstatten: Der Schleuderraum ist perfekt gefliest.
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