Neue Farben bieten viele Möglichkeiten
Mit der Erfindung der Tubenfarbe konnten Künstler*innen Anfang des 19. Jahrhunderts im Freien das gleißende Licht eines im Abendrot leuchtenden Gipfels im Augenblick einfangen. Infolgedessen wurde die Freiluftmalerei sehr populär. Den Maler*innen des beispielsweise Impressionismus und des Expressionismus ging es allerdings nicht darum, jedes Detail der Landschaft so realistisch wie möglich festzuhalten, sondern vielmehr die Schlüsselelemente wie Licht, Farbe und Schatten darzustellen: weg vom reinen Abbild der Natur hin zum Verinnerlichen und Fühlen eines Inhalts und zum Inneren des Dargestellten. In dieser Tradition kann Robert von der Heides Aquarell Sonnenuntergang auf dem Fjell gesehen werden, das eine melancholische Stimmung wiedergibt.
Sichtbarer Wandel
Die verschiedenen Kunstepochen bzw. Stilrichtungen des 19. und 20. Jahrhunderts veranschaulichen den Wandel in Bezug auf den Menschen und die Umwelt, so auch in der Landschaftsmalerei. In Erich Heckels Landschaftsgemälde Schwäbische Berge von 1944 feiert der Künstler die Natur in vielen Grünschattierungen, die abgebildeten Felder erzählen uns etwas über die damalige Anzahl der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung und lassen sich mit dem heutigen Stand abgleichen.
Die Darstellung Klaus Heiders Bergwinkelkonstruktion, Schwäbische Alb von 2010 geht dagegen dem Thema auf konzeptionelle und abstrakte Art nach.
Zu den Künstler*innen aus der städtischen Kunstsammlung sind zwei Künstlerinnen eingeladen, die sich mit dem Sujet Berge aus heutiger Sicht beschäftigen: Ester Vonplon interessieren Orte fernab der Zivilisation, die sie fotografisch erkundet – Schneelandschaften, Eis und Gebirge. Für die Serie „Wieviel Zeit bleibt der Unendlichkeit“ reiste Ester Vonplon 2016 in die Arktis. In einem speziellen künstlerischen Verfahren arbeitet sie vor Ort mit den Negativen von Farbpolaroids. Die dadurch entstehenden Farbstörungen und Schlieren lassen die Aufnahmen von Wasser und Eis sehr poetisch erscheinen.
Ulrike Heydenreich ist fasziniert von historischen Landkarten und panoramischen (Berg-) Landschaften, die sie in Zeichnungen und Objekte, Collagen mit Falttechniken überträgt. So arbeitet sie beispielsweise in Fadenzeichnung 10 (Palisgruppe von Westen) die Gegensätze zwischen natürlichen und konstruierten
Formen oder in Fundstück 12 (Sulzfluh) Bildlichkeit und Abstraktion heraus.
In den Werken der Ausstellung – Malerei, Zeichnung, Grafik und Fotografie – verdeutlicht sich das wandelnde Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt, drücken sich Ideen gegenüber der Natur über Epochen aus und lassen Veränderungen der gesellschaftlichen Verhältnisse erkennen.
- Über alle Berge – Das Landschaftsbild im Wandel der Zeit
AUSSTELLUNGSDAUER: 27. Januar bis 21. April 2024
ÖFFNUNGSZEITEN: Mittwoch bis Sonntag 13.00 bis 17.00 Uhr, Eintritt frei
PROGRAMM ZUR AUSSTELLUNG:
Sonntagsführungen um 15 Uhr:
25.02.2024 Eva Paulitsch
10.03.2024 Dr. Melanie Ardjah
21.04.2024 Veronika Adam
KUNST TRIFFT WEIN – FÜHRUNG MIT WEINPROBE:
Eva Paulitsch, Kunsthalle Göppingen, Nicole Auwärter, Restaurant Schloss Filseck und Jochen Müller, Geschäftsführer der Schloss-Filseck-Stiftung
Donnerstag, 08.02.2024 um 18 Uhr
(Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, Anmeldung unter 0 71 61/650 42 13 oder kunstvermittlung@goeppingen.de erforderlich).
Aktuelle Informationen auch unter www.schloss-filseck.de und www.kunsthalle-goeppingen.de.
Benjamin Badock,
Helmut Baumann,
Daniel Beerstecher,
Klaus Bürgle,
Friedemann Hahn,
Erich Heckel,
Robert von der Heide,
Klaus Heider,
Ulrike Heydenreich,
Felix Hollenberg,
Georg Jauss,
Ulrich Klieber,
Cyrill Lachauer,
Hugo Peters,
Hermann Schwahn,
Fritz Steisslinger,
Ester Vonplon,
Andreas Paul Weber,
Lois Weinberger
Bildnachweis
© Kunsthalle Göppingen