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Erich Heckel, Schwäbische Berge, 1944, Aquarell, Sammlung Kunsthalle Göppingen

„Über alle Berge – Das Landschaftsbild im Wandel der Zeit“

Die neue Ausstellung „Über alle Berge“ in der Galerie im Ostflügel auf Schloss Filseck rückt ein Sujet innerhalb der Landschaftsdarstellung – Berge und Bergwelten – in den Mittelpunkt. Berge sind Sehnsuchtsorte für Wanderer und Bewunderer der Natur, aber auch extremer Lebensraum und seit jeher Motiv in der bildenden Kunst. Die Landschaftsmalerei wurde erst um 1600 zu einer eigenständigen Gattung. In der Antike und im Mittelalter stellten die dargestellten Landschaften vorrangig Schauplätze und Hintergründe für biblische Szenen dar.
Inhalt & Quicklinks

Neue Farben bieten viele Möglichkeiten

Mit der Erfindung der Tubenfarbe konnten Künstler*innen Anfang des 19. Jahrhunderts im Freien das gleißende Licht eines im Abendrot leuchtenden Gipfels im Augenblick einfangen. Infolgedessen wurde die Freiluftmalerei sehr populär. Den Maler*innen des beispielsweise Impressionismus und des Expressionismus ging es allerdings nicht darum, jedes Detail der Landschaft so realistisch wie möglich festzuhalten, sondern vielmehr die Schlüsselelemente wie Licht, Farbe und Schatten darzustellen: weg vom reinen Abbild der Natur hin zum Verinnerlichen und Fühlen eines Inhalts und zum Inneren des Dargestellten. In dieser Tradition kann Robert von der Heides Aquarell Sonnenuntergang auf dem Fjell gesehen werden, das eine melancholische Stimmung wiedergibt.

Robert von der Heide, Sonnenuntergang auf dem Fjell, ohne Jahr, Aquarell, Sammlung Kunsthalle Göppingen
Robert von der Heide, Sonnenuntergang auf dem Fjell, ohne Jahr, Aquarell, Sammlung Kunsthalle Göppingen
Klaus Heider, Bergwinkelkonstruktion, Schwäbische Alb, 2010, Aquarell, Sammlung Kunsthalle Göppingen
Klaus Heider, Bergwinkelkonstruktion, Schwäbische Alb, 2010, Aquarell, Sammlung Kunsthalle Göppingen

Sichtbarer Wandel

Die verschiedenen Kunstepochen bzw. Stilrichtungen des 19. und 20. Jahrhunderts veranschaulichen den Wandel in Bezug auf den Menschen und die Umwelt, so auch in der Landschaftsmalerei. In Erich Heckels Landschaftsgemälde Schwäbische Berge von 1944 feiert der Künstler die Natur in vielen Grünschattierungen, die abgebildeten Felder erzählen uns etwas über die damalige Anzahl der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung und lassen sich mit dem heutigen Stand abgleichen.

Die Darstellung Klaus Heiders Bergwinkelkonstruktion, Schwäbische Alb von 2010 geht dagegen dem Thema auf konzeptionelle und abstrakte Art nach.

Zu den Künstler*innen aus der städtischen Kunstsammlung sind zwei Künstlerinnen eingeladen, die sich mit dem Sujet Berge aus heutiger Sicht beschäftigen: Ester Vonplon interessieren Orte fernab der Zivilisation, die sie fotografisch erkundet – Schneelandschaften, Eis und Gebirge. Für die Serie „Wieviel Zeit bleibt der Unendlichkeit“ reiste Ester Vonplon 2016 in die Arktis. In einem speziellen künstlerischen Verfahren arbeitet sie vor Ort  mit den Negativen von Farbpolaroids. Die dadurch entstehenden Farbstörungen und Schlieren lassen die Aufnahmen von Wasser und Eis sehr poetisch erscheinen.

Ester Vonplon, Ohne Titel, Arktis, 2016, C-Print
Ester Vonplon, Ohne Titel, Arktis, 2016, C-Print
Ulrike Heydenreich, Fadenzeichnung 10 (Palisgruppe von Westen), 2020, VG Bild-Kunst Bonn 2023
Ulrike Heydenreich, Fadenzeichnung 10 (Palisgruppe von Westen), 2020, VG Bild-Kunst Bonn 2023

Ulrike Heydenreich ist fasziniert von historischen Landkarten und panoramischen (Berg-) Landschaften, die sie in Zeichnungen und Objekte, Collagen mit Falttechniken überträgt. So arbeitet sie beispielsweise in Fadenzeichnung 10 (Palisgruppe von Westen) die Gegensätze zwischen natürlichen und konstruierten

Formen oder in Fundstück 12 (Sulzfluh) Bildlichkeit und Abstraktion heraus.

In den Werken der Ausstellung – Malerei, Zeichnung, Grafik und Fotografie – verdeutlicht sich das wandelnde Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt, drücken sich Ideen gegenüber der Natur über Epochen aus und lassen Veränderungen der gesellschaftlichen Verhältnisse erkennen.

Ausstellungsinformationen

AUSSTELLUNGSDAUER: 27. Januar bis 21. April 2024

ÖFFNUNGSZEITEN: Mittwoch bis Sonntag 13.00 bis 17.00 Uhr, Eintritt frei

PROGRAMM ZUR AUSSTELLUNG:

Sonntagsführungen um 15 Uhr:

25.02.2024 Eva Paulitsch

10.03.2024 Dr. Melanie Ardjah

21.04.2024 Veronika Adam

KUNST TRIFFT WEIN – FÜHRUNG MIT WEINPROBE:

Eva Paulitsch, Kunsthalle Göppingen, Nicole Auwärter, Restaurant Schloss Filseck und Jochen Müller, Geschäftsführer der Schloss-Filseck-Stiftung

Donnerstag, 08.02.2024 um 18 Uhr

(Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, Anmeldung unter 0 71 61/650 42 13 oder kunstvermittlung@goeppingen.de erforderlich).

Aktuelle Informationen auch unter www.schloss-filseck.de und www.kunsthalle-goeppingen.de.

Künstler*innen:

Benjamin Badock,

Helmut Baumann,

Daniel Beerstecher,

Klaus Bürgle,

Friedemann Hahn,

Erich Heckel,

Robert von der Heide,

Klaus Heider,

Ulrike Heydenreich,

Felix Hollenberg,

Georg Jauss,

Ulrich Klieber,

Cyrill Lachauer,

Hugo Peters,

Hermann Schwahn,

Fritz Steisslinger,

Ester Vonplon,

Andreas Paul Weber,

Lois Weinberger

Bildnachweis

© Kunsthalle Göppingen