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Eine Hand hält feuchte und trockene Erde in die Kamera

Ein Vortrag über Humus: Keimzelle einer Ökoregion Göppingen

Gemeinsam schafft man einfach mehr: Deshalb bringt Karl-Otto Kaiser gern Menschen zusammen, etwa am 2. Februar gemeinsam mit der Kreissparkasse Göppingen zu einem Vortrag zum Thema Humusaufbau. Das klingt jetzt nicht gerade spektakulär, sondern eher bodenständig, könnte aber – wie ein Beispiel aus Österreich zeigt – die Keimzelle für etwas Großes in Sachen Klimaschutz werden.
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Engagement für Klimaschutz

Für die Umwelt sollte etwas getan werden – darüber lässt sich leicht Konsens finden. „Mein Eindruck ist, dass es mittlerweile in allen Bereichen der Gesellschaft eine große Bereitschaft gibt, sich für Klimaschutz zu engagieren“, sagt Karl-Otto Kaiser aus Salach. Aber oft scheitere es daran, dass ein konkretes Vorhaben fehle oder dass der Einzelne glaube, nicht genug Zeit zu haben oder allein nichts bewirken zu können. Genau hier setzt Kaiser an. Viele kennen ihn als einen Mann, der Druck machen kann, aus der familieneigenen Mosterei und Destillerie in Salach, die er gemeinsam mit seinen Geschwistern betreibt.  Kaiser ist aber auch ein Mensch, der gern Denkanstöße und Anregungen gibt. 

Schon während seiner Zeit als Lehrer an einer Beruflichen Schule in Göppingen hat er sich nicht nur darauf beschränkt, betriebliches Rechnungswesen zu vermitteln, sondern hat externe Vorträge organisiert, um seinen Schülerinnen und Schülern Impulse von außerhalb zu geben. Seither weiß der längst pensionierte Oberstudienrat, dass es wichtig ist, Menschen aus unterschiedlichen Bereichen ins Gespräch zu bringen. Denn nicht zwangsläufig, aber oft kann sich daraus ein Anstoß entwickeln, der Dinge ins Rollen bringt: „Wenn die Leute erstmal miteinander reden und ein gemeinsames Ziel entdecken, stellen sie oft fest, dass schon ein kleiner individueller Beitrag ausreichen kann, um eine Sache voranzubringen.“

Eine Hand umschließt Erde, in der ein Pflanzenkeim steckt

Ein Vorbild aus Österreich

Den nächsten Impuls will Karl-Otto Kaiser am Donnerstag, 2. Februar, mit einer Vortragsveranstaltung im Haus der Kreissparkasse in Göppingen setzen. Die Hauptrolle spielt ein Stoff, den wir meist mit Füßen treten: der Boden. Humusaufbau als Chance für Landwirtschaft und Klima lautet das Thema. Denn im Boden schlummert ein Schatz, der glänzende Chancen bietet, CO2 zu binden. 

Humus, die dünne Deckschicht des Bodens, die im Wesentlichen aus abgestorbenen organischen Materialien besteht, speichert nicht nur Wasser und Nährstoffe, sondern auch große Mengen Kohlenstoff. Sich selbst überlassen wächst eine Humusschicht in gemäßigten Klimazonen wie in Deutschland in hundert Jahren gerade mal um einen Zentimeter. 

Dass es auch deutlich schneller gehen kann, zeigt seit 2007 die Ökoregion Kaindorf in Österreich. Engagierte Bürger aus sieben Gemeinden in der Steiermark haben sich damals zu einem Verein zusammengeschlossen, um ein Vorbild für ökologische Kreislaufwirtschaft und Versorgung mit erneuerbarer Energie zu werden. Rund 380 Projekte von energiesparenden Straßenlaternen bis zur kompletten Umstellung der Ökoregion auf grünen Strom wurden bisher angestoßen. 

Eine zentrale Rolle spielt dabei das Humus-Aufbauprogramm, das im In- und Ausland auf großes Interesse stößt. In Österreich beteiligen sich mittlerweile mehr als 400 landwirtschaftliche Betriebe und können durch gezielte Bodenverbesserung nicht nur etwas für die Umwelt tun, sondern bei nachgewiesenem Humus-Aufbau durch Klimazertifikate auch Geld verdienen. “Das Programm besticht dadurch, dass es so einfach ist“, sagt Karl-Otto Kaiser, „jeder Betrieb, ob bio oder konventionell, kann ohne große Vorbereitung oder Umstellung mitmachen.“

Der Kompost-Papst als Redner

Im Lauf der Jahre hat sich Karl-Otto Kaiser einen guten Ruf als gewissenhafter und professionell agierender Initiator von Vortragsveranstaltungen erarbeitet. Wohl auch deshalb ist es ihm gelungen, einen derzeit in ganz Europa gefragten Redner zu verpflichten. Gerald Dunst ist einer der Mitbegründer und treibenden Kräfte der Ökoregion Kaindorf.  Dunst gilt als Kompost-Papst, hat zu diesem Thema mehrere Fachbücher veröffentlicht, die als Standardwerke gelten, und wurde mehrfach mit Preisen und Auszeichnungen gewürdigt. 

Damit die Worte des österreichischen Experten auf fruchtbaren Boden fallen, hat Kaiser im Vorfeld geackert und viel telefoniert. Er hat unter anderem mit BUND und NABU, mit Landwirtschaftsamt, Bauernverband, Kommunen, Schulen, Gartenbaubetrieben, dem Landratsamt, der Volkshochschule und der Energieagentur des Landkreises gesprochen, um Interesse für die Veranstaltung zu wecken. Und er hat viele Zusagen bekommen, was ihn hoffnungsfroh stimmt, dass die Saat auch aufgeht.  „Wir könnten am Tag danach anfangen“, sagt Karl-Otto Kaiser, „und müssten dabei nicht mal die Fehler machen, die in Kaindorf schon gemacht worden sind.“  Hauptsache man kommt ins Gespräch. 

Im Grunde ist es wie beim Humus-Aufbau. Auch im Boden findet sich eine sehr diverse Mischung aus Regenwürmern, Asseln, Springschwänzen, Milben, Mikroben, Spinnen, Käfern, Pilzen und mehreren tausend Bakterienarten zusammen, um abgestorbene Pflanzenteile in fruchtbare nährstoffreiche Erde zu verwandeln. Am 2. Februar haben die Menschen in Göppingen Gelegenheit darüber zu reden, welchen Teil sie beitragen können.  

Gerald Dunst im Portrait
Eine Hand umschließt Erde, in der ein Pflanzenkeim steckt
"Humusaufbau – Chance für Landwirtschaft und Klima"

Der Vortrag findet am Donnerstag, 2. Februar, um 19 Uhr im Sparkassen-Form in Göppingen statt. Karten gibt es online unter:

Ein Mädchen hält eine Pflanze mit Erde um den Wurzeln in der Hand

Was Gartenbesitzerinnen und -besitzer tun können

Ein Garten produziert keinen Abfall, sondern lediglich Rohstoffe – kleine Ausnahmen wie von Krankheiten oder Schädlingen befallene Pflanzenteile bestätigen die Regel. Deshalb macht es Sinn, im eigenen Garten durch einen Komposthaufen den Humusaufbau zu fördern. Kompostieren ist keine Geheimwissenschaft, zumal bei adäquaten Arbeitsbedingungen schnell ein paar hundert Millionen Mitarbeiter wie Regenwürmer, Mikroben oder Bakterien die Hauptarbeit übernehmen und das Pflanzenmaterial zersetzen. Besonders zügig reift der Kompost in einem geschlossenen Schnell- oder Thermo-Komposter, der von unten mit einem kräftigen Draht oder Gitter gegen Wühlmäuse geschützt werden sollte. Drei Grundregeln gilt es zu beachten:

Zerkleinern: Je kleiner die Teile, umso schneller verrotten sie. Dabei geht es nicht darum, das Pflanzenmaterial zu pulverisieren, aber die Oberflächenstruktur sollte in jedem Fall aufgebrochen werden, damit die Mikroorganismen Angriffspunkte haben.

Mischen: Die Mischung macht es auch im Kompost. Nie zu viel von einem Stoff auf einem Haufen, sondern Vertrocknetes mit Frischem, Grobes mit Feinem und stickstoffreiche mit stickstoffarmen Substanzen zusammenbringen. Grasschnitt und Laub sollten, wenn überhaupt, nur sparsam in dünnen Schichten eingestreut werden.  Diese beiden Rohstoffe eigenen sich viel besser als Mulchmaterial unter Sträuchern und Hecken.

Feucht halten: Ohne Wasser kein Leben. Der Kompost darf nicht austrocknen, aber auch nicht zu nass werden, weil dies Fäulnis oder Schimmel fördern könnte. Deshalb sollte der Komposter weder in der prallen Sonne noch im totalen Schatten stehen und idealerweise auch durch Sträucher oder Hecken vor zu viel Wind geschützt sein.

Kompostverbesserer wie Gesteinsmehle regen den Verrottungsprozess an. Gift für den Kompost sind dagegen gekochte Essensreste. Weitere No-Gos: Schnittblumen, sofern nicht gesichert ist, dass sie ohne Pestizideinsatz aufgezogen wurden, sowie Zitrusfrüchte und tropisches Obst aus konventionellem Anbau.

Bildnachweis

© Markus Spiske / Unsplash.com

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© Gerald Dunst

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