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Eine Innenaufnahme einer Wabe, in der mehrere Bienen zu sehen sind

Bienen in Göppingen: Wo Sie sich wohl fühlen

Bienen sind für unser Ökosystem enorm wichtig. Sie sorgen dafür, dass Pflanzen bestäubt werden und somit gedeihen können. Ohne Bienen hätten wir keine so reichhaltige Nahrungskette. Auch hier in Göppingen fühlen sich Bienen wohl. Woran liegt das? Und wie haben sie den milden Winter überstanden? Jan Klein, Vorstand des Bezirksimkervereins Göppingen e.V. weiß das ganz genau.
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Bienen und das Wetter

prisma: Herr Klein, in der kalten Jahreszeit halten Bienen ja ihre Winterruhe. Hat der milde Januar etwas daran geändert?

Jan Klein: Durch die milden Temperaturen kann es zu viel Bewegung und Flugbetrieb der Bienen kommen, mit direkten Auswirkungen auf den Futterbestand. Und die Königin kann zu früh mit der Eiablage starten.

prisma: Wie könnte sich dieser Umstand auf den Frühling und Sommer auswirken?

Jan Klein: Da im Januar und Februar noch kein Trachtangebot vorhanden ist, es also noch keinen Nektar, keine Pollen und kein Honigtau gibt, kann ein Bienenvolk Hunger leiden, nachdem die Vorräte aufgebraucht wurden. Der Start für die Bienen ist die Blüte der Sal-Weide im März und April. Startet ein Volk durch die milden Temperaturen zu früh, droht es zu verhungern.

prisma: Die letzten Jahre war auch immer wieder vom Bienensterben die Rede. Wie sieht denn die Lage in Göppingen aus?

Jan Klein: Das Bienensterben bezieht sich vor allem auf die Wildbienen. Ich denke da ist es hier bei uns im Landkreis nicht viel anders als anderswo. Unsere Honigbiene selbst hat hier aber kaum Probleme dieser Art.

Ein Bienenvolk auf einer Wabe.
Bienen fliegen um einen Bienenstock

Hier fühlen sich Bienen wohl

prisma: Die Streuobstwiesen hier im Landkreis gehören zu den größten Streuobstlandschaften Europas. Fühlen sich hier Bienen deshalb besonders wohl?

Jan Klein: Streuobstwiesen bieten Bienen und anderen Bestäubern eine vielfältige und reichhaltige Nahrungsquelle in Form von Blüten und Pollen von Obstbäumen. Diese Bäume blühen in der Regel im Frühjahr und bieten den Bienen zu dieser Zeit eine wichtige Nahrungsquelle, wenn sie aus dem Winterschlaf erwachen und ihre Vorräte auffüllen müssen.

Eine extensiv bewirtschaftete Streuobstwiese wiederum bietet den Wildbienen einen Lebensraum mit vielen Unterschlupfmöglichkeiten, wie zum Beispiel hohle Baumstämme oder Nistkästen, in denen sie ihre Nester bauen können. Streuobstwiesen sind deshalb für Bienen und überhaupt für Tiere enorm wichtig.

prisma: Unabhängig davon: Wo fühlen sich denn Bienen überhaupt wohl?

Jan Klein: Bienen fühlen sich in der Nähe von Blütenpflanzen wohl, da sie diese für Nektar und Pollen benötigen. Zugang zu Wasser muss auch gegeben sein. Je weniger Pflege und mehr Unordnung im Garten ist, desto mehr Platz ist für die Insekten da.

prisma: Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit sich ein Bienenvolk irgendwo ansiedeln kann?

Jan Klein: Grundsätzlich muss ein Nahrungsangebot vorhanden sein und geeignete Nistplätze sowie Überwinterungsquartiere in Form von Totholz, Sand oder verblühten Stauden. Bei der Honigbiene sorgt die Imkerin oder der Imker für den geeigneten Standort.

So wird der Garten zum Bienenfreund

prisma: Wie kann eine Privatperson den eigenen Garten oder Balkon bienenfreundlich machen? Welche Pflanzen bieten sich hierfür besonders an?

Jan Klein: Die Pflanzen erfragt man am besten bei einer Gärtnerin oder einem Gärtner nach. Eine Vielfalt an standortangepassten Blütenpflanzen können aber bestimmt ein gutes Nahrungsangebot für verschiedene Bestäuber ermöglichen. Und ganz wichtig ist es ruhige, nicht durchgepflegte Orte zu schaffen, wo sich Insekten zurückziehen können.

prisma: Was kann eine Privatperson sonst noch machen, um es den Bienen gemütlich zu machen?

Jan Klein: Der Zugang zu Wasserstellen sollte wie für Vögel auch für die Insekten ermöglicht werden.
Ansonsten ist es wichtig möglichst wenig im Garten zu verändern, den Rasen nicht zu mähen oder Beikräuter nicht zu entfernen. Was wiederum gar nicht geht sind stylisch aufgeräumte Gärten, Steingärten und Mähroboter.

prisma: Bei Ihnen im Bezirksimkerverein Göppingen können Interessierte auch Imkerkurse besuchen. Was lernt man alles dabei? Und sind die Kurse auch für jene offen, die einfach nur mal reinschnuppern wollen, ohne sich gleich zur Imkerin oder zum Imker ausbilden zu lassen?

Jan Klein: In den Kursen lernt man welche Voraussetzungen erfüllt sein sollten, um Bienenvölker durch das Jahr zu begleiten und welche Arbeiten dabei zu erledigen sind. Im Mittelpunkt steht die praktische Arbeit am Bienenvolk und die Vorbereitungen dazu.

Der Kurs startet immer mit einem Theorietag im Februar. Dieser ist offen für alle, aufgrund begrenzter Teilnahmezahl nur mit  Anmeldung. Für die weiteren Termine ist aber die Mitgliedschaft im Bezirksimkerverein Göppingen e.V. Voraussetzung.

Eine Innenaufnahme einer Wabe, in der mehrere Bienen zu sehen sind
Imkerkurs für Anfänger

Der Bezirksimkerverein Göppingen e. V. bietet jedes Jahr Neuimkerkurse am Lehrbienenstand in Rechberghausen an. Wer neu anfängt bekommt auf Wunsch eine Imkerpatin oder einen Imkerpaten zur Seite gestellt. Der Verein unterstützt bei der Anschaffung von Ablegern oder Bienenvölkern.

Der Kurs für das Jahr 2023 ist schon ausgebucht. Für den Kurs im Jahr 2024 können sich Interessierte aber schon auf die Warteliste setzen lassen. Der Kurs startet im Februar mit einem Theorietag, anschließend trifft man sich jeden zweiten Mittwoch im Monat von März bis Dezember.

Bildnachweis

© Jan Klein